LYA ELCAGU // WIESO TANZT DU?

Lya Elcagu wird im Juli mit 2 faszinierenden Workshops wieder in ZeoT sein. Hier teilt sie uns einige Gedanken über Yoga, Tango und warum sie tanzt.

YOGA & TANZ

yoga dance Zürich

Der Tanz sowie Yoga gehen Hand in Hand mit dem Verstehen von Bewegungen, der Körperausrichtung und biomechanischen Abläufen im Körper. Es geht darum, den Körper besser kennen und verstehen zu lernen, sich seiner Muskeln, seinen Artikulationen, seiner Funktionen vor Augen zu führen. Sich seinem Körper bewusst zu werden, ist sich seines Selbst bewusst zu werden. Präsent zu sein, sich zu observieren und mit Aufmerksamkeit mit dem Körper zu arbeiten, lässt das Körperpotential und das Wohlbefinden steigern.

Für mich als tanzschaffende ist es unabdingbar, seinen Körper zu kennen, ihm Acht zu geben und ihn für Hochleistungsmomente in Form zu halten. Abgesehen davon bin ich aber davon überzeugt, dass wir im Allgemeinen wieder vermehrt lernen müssen, auf unseren Körper zu hören. Oftmals sagt uns unser Körper was er braucht, doch dafür müssen wir ihn wieder erneut kennen lernen. Ihm in unserer heutigen kopflastigen Gesellschaft (zumindest in im westlichen Teil) wieder mehr Raum einzuschaffen, ist für mich unabdingbar. Wie denken wir über unseren Körper? Wie viel Aufmerksamkeit geben wir ihm? Wenn dich etwas schmerzt, wie oft fragst du dich über die Ursachen und die Zusammenhänge mit deinen Lebensumständen?

While I dance I can not judge, I can not hate, I can not separate myself from life. I can only be joyful and whole. This is why I dance.
— Hans Bros

Auf diese Fragen möchte ich hier keine Antwort geben, sondern zum Denken anregen. Dalai Lama sagte einmal, dass man jeden Tag Zeit mit sich selber verbringen sollte. Zeit mit sich selber zu verbingen sich kennen zu lernen heisst, sich neu zu erfahren. Für mich muss der Körper wieder mehr in den Vordergrund gerückt werden, aber nicht in einer oberflächlichen Weise. Damit meine ich sich bewusst zu werden, dass unser Körper der einzige wahrhaftige Ort ist, wo wir leben, ohne ihn, würden wir nicht als Materie existieren können (das kannst du sprichwörtlich oder philosophisch lesen).

yoga tanz Zürich

Ich tanze seit früher Kindheit, doch hatte ich Mühe, meinen Körper zu schätzen und ihm den notwendigen Stellenwert zu geben, der ihm zusteht. Erst als ich mich mit Yoga angefangen habe zu befassen, habe ich meine Denkweise verändert. Massgebend waren Texte von B.K.S Iyengar, der für mich den Menschen und seine Ganzheit wunderbar beschreibt. Und wie er einmal so schön geschrieben hat, kann man den Wert von Yoga nicht beschreiben, man muss ihn erfahren. Eines seiner schönsten Zitate dazu: " Wer Yoga übt, entfernt das Unkraut aus dem Körper, sodass der Garten wachsen kann. “

Als ich angefangen habe in mir zu wachsen, hatte ich das Gefühl, dass ich dies auch im Tanz anders zum Ausdruck bringen konnte. Ich fühlte mich ruhiger und stärker, fühlte mich mehr als Ganzes. Der Körper ist ein wundervolles Instrument für Tanz, Yoga und das Leben.

Der Rhythmus des Körpers, die Melodie des Geistes und die Harmonie der Seele schaffen die Symphonie des Lebens.
— B.K.S. Iyengar

TANGO & BAUCHTANZ

Der Orientalische Tanz wird mit vielen unterschiedlichen Tanzstilen vermischt und so haben wir schon zahlreiche Fusionen gesehen. Auch die Verschmelzung von Tango und Orientalischem Tanz durften wir schon in vielfältigen Variationen auf der Bühne bewundern. Doch was macht diese Fusion so faszinierend?

Nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema, liegt für mich die Schönheit der Tango-Oriental Fusion im Wechselspiel zwischen unterschiedlichen Körperspannungen.

The body says what words cannot.
— Martha Graham

Im Raqs Sharqi gibt es viele Stilrichtungen. Der ägyptische Stil weicht sehr vom argentinischen ab und der europäische hat wiederum andere Charakteristiken. Je nachdem haben die Stilrichtungen mehr oder weniger Beinarbeit respektive Schrittkombinationen oder Drehungen in ihrem Repertoire. Jedoch bestechen alle Ausprägungen durch einen Ganzkörperausdruck der unterschiedlichen Akzente und Melodien in der Musik. Das Bewegungszentrum liegt klar im Hüftbereich, doch haben Hände, Haare, Arme, Oberkörper und Mimik genauso ihren Anteil am sinnlichen Bild des Orientalischen Tanzes. Eine melodiöse Musik kann mit Wellen- und Kreisbewegunen umgesetzt werden, ein Trommelsolo beispielsweise mit Kickbewegungen oder dem Shimmy. Wir lernen, die einzelnen Körperteile zu isolieren respektive «loszulassen», um ihnen die notwendige Ausdruckskraft für das Gesamtbild zu verschaffen, um etwa Hände isoliert vom Becken zu bewegen. Der Oberkörper bewegt sich beispielsweise dissoziiert vom Becken und kann dabei Bewegungen in unterschiedlicher Intensität ausführen als der Rest Die arabische Musik und der Orientalische Tanz finden beide den Zugang über Gefühle. Der ganze Körper spricht und antwortet den verschiedenen Stimmungen der Musik. 

BAUCHTANZ LERNEN ZUERICH

Der Tango braucht durch seinen Charakter als Paartanz eine andere Körperspannung. Die Energie darf zwischen Fuss und Kopf nicht unterbrochen werden, um die Kommunikation zum Partner nicht zu verlieren. Wenn wir unseren Beckenboden nicht «festhalten», bricht der Energiefluss von den Beinen zum Oberkörper ab und der Leader kann dem Follower kein klares Zeichen für die Bewegung zukommen lassen. Der Oberkörper bewegt sich verbunden mit dem Unterkörper und zeigen dabei die gleiche Intensität an Körperspannung. In den meisten Stilen des Tango Argentino steht man in jedem Augenblick sicher in sich (in der eigenen Körperachse), um die meisten Schrittkombinationen eigenständig ausüben zu können, ohne dem Partner sprichwörtlich ins Gewicht zu fallen. Je mehr moderne Tangoelemente wie Ganchos, Boleos und Colgadas (Acksenkippen) dazukommen, desto mehr Kenntnisse des klassischen Tanzes braucht es. Die Konzentration der Bewegungen liegt wie erwähnt auf den Beinen. Der ganze Körper arbeitet in einer unglaublichen Komplexität zusammen, doch ist diese für das Auge kaum sichtbar. Visuell sind lediglich die Beinbewegungen, Schrittkombinationen und die wechselnde Umarmung (geschlossen oder offen) des Tanzpaares festzustellen. Der Tango hat sich im Vergleich zu seinem Ursprung sehr verändert und besticht durch eine unglaubliche Vielzahl an Schrittkombinationen, Beinelementen, Hebefiguren etc. Egal ob man einem traditionelleren Stil folgt oder den Bühnentango als anderes Extrem nimmt. Ohne das Verständnis zwischen den Tanzpartern geht es nicht. Die Sehnsucht und Anziehung die tatsächlich beim Tango zwischen zwei Tanzenden besteht, ist ein inniger Moment. Er ist unsichtbar und gehört dem Tanzpaar. Auf der Bühne wird er theatralisch dargestellt um diese innere Sensation nach aussen tragen zu können. So entstanden die typischen Eindrücke welche ein Grossteil von uns vom Tango hat. 

To dance is to be yourself. Larger, more beautiful, more powerful. This is power on earth and it is yours for the taking.
— Agnes de Mille

Beiden Tänzen gemeinsam ist, dass je höher das Isolationspotenzial und das Körperverständnis, desto komplexere Ergebnisse können erzielt werden. Wie weiter oben bereits erwähnt, sind die heutigen internationalen Bühnenperformances von einer unglaublichen Körperkontrolle gekennzeichnet. 

Wie kurz angedeutet, liegt der Schlüssel zum Tango-Oriental darin, dass gezielt mit den unterschiedlichen Ansprüchen der beiden Tänze an die Körperspannung gearbeitet werden darf. Die Stärke und das Feuer, das der Tango ausstrahlt, brauchen eine klare Körperlinie und eine ungebrochene Energie, die durch den ganzen Körper fliesst. Die Bewegungen wirken linear und klar. Während in anderen Momenten mit den binnenkörperlichen Bewegungen des Orientalischen Tanzes unterschiedliche Melodien der Musik visuell weich und rund dargestellt werden können. Eine Mischung die dem Tanzenden erlaubt, dem Raqs Sharqi mit Beinelementen und Schrittkombinationen anzureichern. Sein gefühlsvoller und sinnlicher Zugang zur Musik gibt den «linearen» Elementen des Tango wiederum einen weiblicheren Ausdruck. Das Ergebnis ist ein Feuerwerk von Möglichkeiten. 

* Dieser Text wurde erstmals veröffentlicht in “Wenn die Sinnlichkeit des Orientalischen Tanzes auf das Feuer des Tangos trifft” / Artikel der im Halima Magazin im 2015 erschienen ist.

WESHALB TANZEN WIR?

TANGO ORIENTAL FUSION ZÜRICH

Weshalb wir tanzen, ist für jede Person verschieden. Der Tanz ist schon lange mit dem Menschen verbunden und hat die unterschiedlichsten Bedeutungen. Menschen tanzten aus Lebensgefühlen heraus, was sich bis heute nicht verändert hat. Viele gehen dem Tanz als lustvolles Hobby nach um sich beispielsweise nach einem langen Arbeitstag zu entspannen. So steht verständlicherweise der «Spassfaktor» oftmals im Vordergund. Wir können als Hypothese aufstellen, dass uns die Lust sich zu bewegen, sich gut zu fühlen und sich in der Bewegung besser kennen zu lernen uns zum Tanzen anregt. Je nach Kultur und Persönlichkeit, werden wir einen für uns passenden Stil entdecken.

We dance for laughter, we dance for tears, we dance for madness, we dance for fears, we dance for hopes, we dance for screams, we are the dancers, we create the dreams.”
— Anon.

Auch ist die Musik massgebend für die Bewegungen und die Gefühlswelt, die sie in den Tanzenden verursacht, und somit für das Zusammenspiel von Körper, Bewegung, Ausdruck, Musik und Rhythmus.

Wenn wir also Tanz als Ganzes interpretieren, dann sind für mich die die Zitate in diesem Blog, wundervolle Beschreibungen.

Wieso tanzt du? Lass uns wissen, weshalb in den Kommentaren unten!


lya elcagu Zürich

Lya Elcagu ist eine international tätige Tänzerin aus der Schweiz. Seit sie 2003 mit Auftritten begonnen hat, hat sie für unterschiedlichstes Publikum in verschiedenen Ländern getanzt. Seit 2014 lebt und tanzt sie vorwiegend in Argentinien wo sie neben dem Orientalischen Tanz mit Tango begonnen hat. Seine Sehnsucht, Sinnlichkeit und nicht zuletzt seine unbändige Kraft waren es, die sie in diesen Tanz eintauchen liesen. Die darin notwendige eigene Körperkontrolle, vereint mit der Verbindung zum Tanzpartner, haben sie neue Techniken für den Orientalischen Tanz entdecken lassen. Mittlerweile lebt sie ausschliesslich vom Tango und arbeitet an der DNI Tango Schule in Buenos Aires, welche dieses Jahr den Preis zur besten Tangoakademie bekommen hat. Unter der Leitung von Dana Frigoli hat sie zusammen mit der DNI Tango Tanzkompanie in "Fragmentos" in verschiedenen Milongas in Buenos Aires getanzt. Neben ihrer taenzerischen Taetigkeit hat sie sich als Ashtanga und Vinyasa Yoga Lehrerin ausbilden lassen. Die darin anereigneten Koerperkenntnisse, spiegeln sich in ihrem Unterricht wieder.


WORKSHOPS MIT LYA:

YOGA FÜR TÄNZERINNEN
Samstag 20. Juli // 11.00 - 12.30

SCHÖNE BEINE IM TANZ
Samstag 20. Juli // 13.30 - 16.00

Mehr über Lya erfährst du hier:

www.orient-tanz.org

www.dni-tango.com